Haus der Demokratie





Das Haus der Demokratie soll die Frankfurter Paulskirche als Ort der Demokratie in Deutschland ergänzen: Durch informative Ausstellungen, Vermittlungsangebote und vielseitige Veranstaltungsformate wird es in Zukunft mehr Raum für Debatte, Bildung und Austausch bieten und zum lebendigen Ort des Miteinanders werden. Damit das Haus der Demokratie Gestalt annimmt, hat die Stadt Frankfurt am Main einen Ideenwettbewerb ausgelobt, an dem sich 128 Büros aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur aus dem In- und Ausland beteiligten. Ein Preisgericht wählte zehn geeignete Entwürfe aus, darunter die Einreichung von schneider+schumacher, die am 18. August in der Paulskirche vorgestellt wurden.
Damit startet eine breit angelegte Beteiligung für Bürgerinnen und Bürger: Die zehn Entwürfe werden bis zum 30. September in der Paulskirche sowie auf dem Paulsplatz und in einer Online-Ausstellung präsentiert und in Workshops und Führungen erläutert. Bürgerinnen und Bürger können einen Fragebogen ausfüllen und so ihre Meinung zu den Entwürfen für das Haus der Demokratie einbringen.
Unser Haus der Demokratie
Der Ort der Demokratie in Deutschland ist die Paulskirche. Wir meinen, dass ein neues Haus benötigt wird, um an der richtigen Stelle und mit angemessenem Ausdruck die Bedeutung dieses Ortes herauszustellen und offensichtliche funktionale Mängel aufzulösen.
Deshalb entwickeln wir für die Demokratie als dem wertvollsten Gut unserer Gesellschaft überhaupt das Paulshaus: eine auf Pilzstützen ruhende Schatzkiste über einer offenen Stadtloggia: anziehend, Neugier weckend, zugänglich, vielschichtig. Darüber und darunter laden vielfältige Räume und Angebote zur Entdeckung, zum Austausch und zur Teilhabe ein. Unser Paulshaus steht selbstbewusst an der Ecke Neue Kräme / Braubachstraße an der stark frequentierten Wegeverbindung zwischen Hauptwache und Römerberg und kann so unmittelbar im Vorbeigehen wahrgenommen werden. Großzügige, witterungsgeschützte Übergangsbereiche schaffen einladende Zugänge – neu, barrierefrei und angemessen öffentlich.
Durch die großzügige Höhe der Loggia bleiben aus der Fußgängerperspektive Paulsplatz und Paulskirche sichtbar. Gleichzeitig erhält der eigentliche Paulsplatz südlich der Paulskirche seine historischen Raumkanten zurück. Das Paulshaus greift die Außenkanten der Vorkriegsbebauung an drei Seiten auf. Dabei ergibt sich für den oberirdischen Baukörper ein im Grundriss leicht verschobenes Viereck, aus dem sich Besonderheiten in der Dachform und den Fassaden ableiten. Die Giebelausbildung orientiert sich an der Römerbergbebauung und der Kleinteiligkeit der Frankfurter Altstadt. Die 6m hohen Pilzstützen, die die Loggia bilden und den Seminar- und Laborbereich tragen, sind ein modernes Zitat der im zweiten Weltkrieg zerstörten alten Börse. Über die unterhalb des Pausplatzes angeordneten Ausstellungsflächen werden sowohl die Paulskirche als auch die Kämmerei angebunden. Das historische Kämmereigebäude begreifen wir als Potential, zukünftig flexibel weitere den Ort der Demokratie ergänzende Nutzungen aufnehmen zu können.
Das Paulshaus ist als Gebäude unserer Zeit mit eigenem Charakter erkennbar. Gleichzeitig wird über das Material Mainsandstein der Bezug zu Paulskirche und Römer hergestellt. Das gerippte Rautenmuster in der Fassade schafft einen weiteren augenzwinkernden ortstypischen Bezug, der sich auch Laien leicht erschließt. Im Kontrast dazu stehen die hellen Pilzstützen mit glatter, glänzender Oberfläche: Sie tragen das filigrane Tragwerk und unterstützen die visuelle Durchlässigkeit im Erdgeschoss. Geschwungene Glaswände trennen den Innen- vom Außenraum, ohne abzuschotten.
Entlang der Südseite der Berliner Straße wird die Paulskirche westlich über die Fläche des ehemaligen Bundesrechnungshofs, die Grünanlage mit der Walte-Kolb-Eiche nördlich der Kämmerei und den östlichen zur Neuen Kräme gelegenen Platanenhain in einen gesamtheitlich gestalteten, üppigen Grünraum, den Paulsgarten, eingebettet. Hierfür wird der Platanenhain mit neuen, großkronigen Bäumen ergänzt, die Versiegelung zurückgenommen und die Atmosphäre sowie das Mikroklima rund um die Paulskirche nachhaltig aufgewertet. Für das Paulshaus müssen 15 von 43 Platanen versetzt werden. Der Verlust an freier Platzfläche für Weihnachtsmarkt und sonstige Großveranstaltungen kann am Mainufer sehr einfach kompensiert werden. Die östlich der Neuen Kräme bereits bestehende Baumallee auf der Berliner Straße wird nach Westen mit ebenfalls großkronigen Bäumen fortgesetzt: es entsteht die Berliner Allee.
Unser Projekt erreicht beides: Ein offenes Haus der Demokratie und eine grüne Oase in der Stadt.